ArtOfWar. Творчество ветеранов последних войн. Сайт имени Владимира Григорьева
Karzev Alexander (Карцев А.И.)
Die Seidenstrasse. Buch1

[Регистрация] [Найти] [Обсуждения] [Новинки] [English] [Помощь] [Построения] [Окопка.ru]
 Ваша оценка:
  • Аннотация:
    Die Uebersetzung von weiteren Kapiteln dieses Buches finden Sie bitte unter: http://silkenway.narod.ru/

  
  
   Afghanistan. Tätigkeit der sowjetischen Aufklärungseinheiten während des Afghanistankrieges 1979 - 1989. Der Aufklärungsoffizier und Dichter - Sergey Karpov. Sein afghanischer Lehrer Schafi. Die kleine Leila und ihr Esselchen Huai Su. Alexander von Mazedonien und seine letzte Kampagne. Die altertümliche Kunst Tai Do. Das Buch "Die Seidenstrasse" bringt all diese Ereignisse und Personen zusammen. Afghanistan war für sie nicht nur ein Kampffeld, sondern auch ein Land, das die Weisheit des einzigartigsten Wissens eingesaugt hat. Dieses Wissen kann für jedermann zugänglich und nützlich sein.
  
  
  
   Die Seidenstrasse
  
   Alexander Karzev
   2004
  
  
  
   Buch 1
   Gewidmet
   dem Aufklärer Sergei Karpov
   mit Bewunderung zur Blütezeit
   eines jungen Offiziers,
  
   dem Soldaten auf der Route
   Kabul -- Dzhabal -- Us -- Siradzh,
   dem Soldaten und dem Dichter
  
  
  
   1
  
   Er überflog mich mit wenigen Zentimeter Abstand. Seine schönen braunen Augen waren nachdenklich und gleichgültig. Geschmeidiger, schlanker Körper war entzückend! Er merkte mich nicht, diesen Eindruck hatte ich zumindest. Ich wollte aber nicht verführt werden, aus irgendwelchen Gründen war ich ihm doch von Interesse, sonst wäre er nicht so nah gewesen. Seine am Genick zu Berge stehenden Haare waren auch kein Zufall. Die Gravitation hat ihren Job gemacht, bis zum Wasser blieb nur ein Katzensprung. Zum ersten Mal in meinem Leben bedauerte ich, dass ich nicht fliegen kann. Ein Flügelschlag und ich könnte wieder an Bord des Grenzmotorbootes stehen. Trotz meine Unliebe zu Grenzmotorbooten würde ich es machen, weil ich die Diensthunde noch weniger mochte. Insbesondere, einen von denen, der jetzt so nah war und schien so gleichgültig zu sein...
  
   Die Abschlussprüfung fiel unbegabt durch. Das Grenzmotorboot sollte hier erst in zwei Stunden erscheinen. In dieser Zeit konnte Dnjestr längst hinter mir sein. Nun der absurde Zufall hat sich reingemischt -- die Frau eines Grenzoffiziers musste dringend zum anderen Flussufer. Das Schnellboot sah wie ein Sandstückchen im rieseigen Dnjestr Liman aus, ich war noch kleiner, aber doch fiel auf. Nach allen Weltgesetzen konnte unser Treffen nicht stattfinden, außer einem Gesetz, das ich wahrscheinlich vergessen habe.
  
   Über Dnjestr schwamm ich auf übliche Weise, die Kleidung zusammen mit einem schweren Pflasterstein lag in wasserfester Tüte. Die Leine mit der Tüte war geschlungen um meinen Körper mit so genannten "Aufwiedersehen Mama"- Knoten. Den Bergsteigern ist dieser Knoten gut bekannt. Als ich das Motorboot merkte, ging die Kleidung mit Pflasterstein unter. Man schleppte mich ans Bord heraus. Der Oberfähnrich kam zu mir, redselig war er nicht:
  
   - Ihr Ausweis.
   So eine lustige Frage habe ich nicht erwartet. Ich wollte ihm auch etwas Spaßiges antworten und ein Satz fiel mir schon ein: "Sehen Sie, Herr Offizier, alle Ausweise, Chiffren, Waffen und Drogen sind versunken. Ich bin nicht schuld...".
  
   Plötzlich ertönte hinter mir eine Salve von Gelaechter. Nette junge Frau stand auf der Brücke, die Frage von Oberfähnrich hat sie so lustig gemacht. Die Grenzer haben die Ungelegenheit der Frage auch bald begriffen. In diesen Augenblick habe ich Dummheit gemacht, eine unerklärliche, sinnlose Dummheit! Ich tauchte ein... Mein Wunsch, einen guten Eindruck auf die junge Dame zu machen, war ganz kindisch. Die ersten Bewegungen beim Eintauchen waren wirklich beeindruckend, mein jahrelanges Schwimmsporttreiben war nicht umsonst. Nun das Eintauchen von Diensthund war noch besser, einfach höchst professionell! An dem Moment habe ich mir die Flügel gewünscht.
  
   Ich fiel ins Wasser hinein und erstarrte da wie ein Stock, ein alter morscher Stock. Neben mir platschte der Schäferhund. Nach langem Arbeitstag hat es ihm offensichtlich Spaß gemacht. Manchmal warf er den gleichgültigen Blick auf mich; er wartete, bis ich mich bewege. Meine Flucht oder Abwehrversuche könnten ihm so riesige Freude machen! Davon hat er sein ganzes Leben geträumt oder wenigstens seit Frühstück, wenn er nicht genug Futter bekommen hat. Ich war aber zu einem Stock, ohne Arme, ohne Beine, ohne Gedanken.
  
   Ich wurde wieder ans Bord herausgezogen. Der Spaß war vorbei, außer einem, die Handschellen klickten, ich war gefesselt zu einer Stange. Das Motorboot näherte sich das Ufer.
  
   Es dämmerte langsam, die Stunde des Wolfes begann. Wie bekannt, fing der Wolf im Schlaf nie ein Schaf. Es war die Zeit, die Zähne zu zeigen und abzuhauen. Es war doch fein, dass ich nicht mehr ein nasser, morscher Stock war. Ekelhaft! Ich war der Wolf. Freut mich, Sie kennen zu lernen, Wolf. Für Sie, einfach Wolf.
  
   Warum brütete ich eigentlich über diesen Schäferhund! Die Hunde sind nicht das Schlimmste im Leben. Sind Sie schon mal Wolf gewesen? Haben Sie im Wald geschlafen? Haben Sie jedes Geräusch aufgehorcht? Jedes Geräusch könnte die Gefahr verheimlichen, jedes Lebewesen könnte nicht nur das Wild, sondern auch der Feind sein. Wenn Ihr Fell nach unglücklicher Jagd mal zu Ihren Flanken angefroren hat, würden Sie mich verstehen. Und die Hunde waren gar nicht so gefährlich. Mit der Muttermilch saugte ich dieses Wissen ein, dass man den Hunden am besten durch gemähte Wiese wegläuft. Der Duft der frisch gemähten Wiese bringt sie von der Spur ab. Es war leicht und fröhlich so wegzulaufen, ab und zu brauchte man nur die Richtung zu ändern. Die Jagdhunde denken zu gerade. Wenn sie das Beutetier spüren, werden sie dumm und verpassen die Abbiegungspunkte. Sie drängen sich zusammen und verlieren die Spur.
  
   Wenn auch das nicht hilft, den besonders lästigen Verfolger könnte man die Kehle durchbeißen. Im Grenzfall beißt man eigene Pfote -- es lenkt wunderbar ab, wenn die Hunde dich in Stücke reißen. Es hilft, sich zu entspannen und zu kämpfen bis zum letzten Seufzer und zu sterben mit zusammengepresstem Gebiss auf Hundskehle.
  
   Das Motorboot erreichte den Bootssteg. Die junge Frau flatterte auf die Einsteigbrücke aus. Der Sergeant ging vorbei mit dem Schäferhund, auf der Leine sah er sehr nett aus. Obwohl sein Fell noch zu Berge stand, sein Blick bedeutete etwas Neues. Nein, kein Respekt. Es war die Anerkennung eines ebenbürtigen Gegners, die Anerkennung seiner Stärke. Ich schien anerkannt zu sein, anerkannt als der Gleiche, als der Vierpfotige. Es war sehr angenehm! Außer Flöhe, die mich tierisch bissen. Ich wollte schon den Pansen kratzen, aber doch blieb ich cool. Ich wollte mich nicht eine Blöße geben. Der Wolf muss stark sein, umso mehr, wenn er in Gegenwart von Schäferhund ist. Übrigens war es eine Schäferhündin und zwischen uns Wölfen gesagt, war sie recht sympathisch. Hätte sie eine Wölfin gewesen, konnten wir gut und gern auf den Mond zusammen heulen.
  
   Ich verfolgte sie mit den Augen. Es war Zeit zu fliehen, aber ich zögerte. Ich wartete, bis der Begleiter mit Schäferhündin die Einsteigbrücke verlassen, sonst könnten die Leute die Hündin für dieses Versäumnis bestrafen. Eigene Schuld würden sie kaum zugeben. Macht nichts, eine Weile konnte ich noch abwarten. Ich wollte die Hündin nicht hereinlegen, aus Solidarität, weil sie auch vier Pfoten hatte. Die Menschen können es nicht fassen.
  
   Die Zeit stoppte. Der Grenzsoldat mit der Hündin verschwand hinter dem Ecke eines Gebäudes. Der Oberfähnrich hat die Handschellen von der Stange abgeschnallt und stieß mich fast freundlich auf die Einstiegsbrücke an. Ich seufzte verdammend, rutschte ab, warf die Hände mit Handschellen unbeholfen auf und fiel ins Wasser. Keine Eigeninitiative, keine Erfindungskunst -- es war doch bleierne Langweile! Ich machte nur das, was ich machen sollte. Ich zog die Aufmerksamkeit der Grenzer auf meine Harmlosigkeit - die Hände in Handschellen hoch über den Kopf - und machte sie lustig über meiner Tölpelei - beim Eintauchen schrie ich noch erstaunt "Och, ich trinke ein!". Ich zappelte im Wasser, sank ein paar Mal unter. Das war ein Zirkus!
  
   Unerwartet schnallte ich mich vom Motorboot ab und schwamm in die Tiefe. Weiter hat die Strömung ihre Arbeit gemacht. Noch an Bord merkte ich einige Betongrundpfahle in etwa zwanzig Meter vom Steg, die aus dem Wasser herausragten. In dem Moment brauchte ich nur die notwendige Richtung zu nehmen, die Pfähle zu erreichen und mich daran festzuhalten. Und weiter, mein Bewusstsein auszuschalten, sich in Meerespflanze umzuwandeln und möglichst lang unter dem Wasser zu bleiben. Bei der falschen Richtung könnte mich die Strömung ans offene Meer hinaustreiben, wo ich gleich auffallen würde. Die Grenzer auszutricksen, war für mich durchaus möglich, aber sich von ihrem Motorboot abzusetzen, war kaum machbar.
  
   Mit der Richtung habe ich Glück gehabt, die Betongrundpfähle waren an ihren Platz. Das Glück war sogar doppelt -- mein Kopf war auch am Platz. Bedauerlicherweise war es ein und derselbe Platz. Die Strömungsgeschwindigkeit, die Wasserdurchsichtigkeit und das Dämmerlicht habe ich nicht berücksichtigt, sowie Hunderte von anderen Details, die die Flüchtlinge zu berücksichtigen haben. Meine Hände fegten hautnahe die Pfähle durch, mein Kopf war dran... In einen Augenblick fiel mir ein, was mit meinem Kopf in der nächsten Weile passiert. Für diesen Gedanken fand ich noch Zeit, aber keine Zeit, um sich zu gruppieren und etwas zu ändern. Der Stoss war erschütternd! Verfügte diese "Meerespflanze" über einigen Grauenzellen, wäre die Gehirnerschütterung nicht zu vermeiden. Die Halswirbel schienen aufgebröckelt zu sein. Das Schlimmste war aber, dass der Stoss den Sauerstoff aus Lungen rausdruckte und mich aus dem Gleichgewicht brachte. Ich war kein Wassergraß mehr, ich konnte nicht mehr unter dem Wasser atmen und die Fische amüsieren. Ich war der, wer ich war -- ein alter, kranker Mann über Dreißig, der die Prüfung zu bestehen versuchte, oder besser zu sagen, sie durchfallen ließ.
  
   Alles war im Schicksalsbuch vorausbestimmt. Nach dem Abschluss der Moskauer Militärhochschule der junge Offizier und Absolvent des Sportzuges, der ehemalige Meister der Militärregion Moskau und der Preisträger verschiedener Militärwettkämpfe im Schwimmen wurde zum weiteren Dienst in eine "an der See liegender Region" abgeordnet. Die nächste See war zum Greifen nahe und lag gleich hinter dem Strand. Allerdings breitete sich der Strand auf einige Tausende Kilometer aus und hieß "Schwarzsand". Die Karakum-Wüste. Die Turkestanische Militärregion. Ein halbes Jahr verbrachte er im Trainingszentrum in den Bergen, übte den Sprengdienst, das Scharfschützenwesen, das Bergsteigen und das Schiessen. Das Gentleman-Set des jungen Aufklärers umfasste über Zwanzig Studienfächer, für den Anfang war es gar nicht viel. Nach Trainingszentrum führte er die Kollegen aus Aufklärungsdienst durch die Grenze hinüber, organisierte die so genannten "Korridore" und sorgte um ihre Sicherheit. Auch seine Schwimmfähigkeiten eines Militärschwimmers wurden gefragt. Ein von den "Korridoren", der der Militäraufklärungsdienst in seiner Arbeit nutzte, bildete eine Reihe von Höhlenseen und unterirdischen, unter Wasser versenkten Gängen (KGB und MVD verfügten über eigene Kanäle fürs Einsickern auf das Territorium des Nachbarnstaates).
  
   Während einer von solchen Operationen ist die Gruppe von Aufklärern in einen Hinterhalt geraten. Er deckte den Rückzug und hat einen Schuss abbekommen. Immerhin schüttelte er die Verfolger ab. Die Gruppe kehre ohne Verluste zurück. Die Arbeit ohne Verluste war die eigenartige Visitenkarte der Aufklärer, denn der Verlust ein Synonym des Unprofessionalismus war; die Amateure wurden in Aufklärungsdienst nicht gehalten. Nach Lazarett wurde der Weg für Armeeoperationen gesperrt, für die Zukunft bat sich nur die Arbeit in der Aufklärungsabteilung der Kommandobehörde an. Trotz allem, trieb er seine letzte Chance beim Kommando aus - die Chance, die Abschlussprüfung im Trainingszentrum abzulegen. Die im Einsatz stehenden Aufklärer mussten mindestens ein Mal im Jahr die Nachschulung im Trainingszentrum in den Bergen bekommen und die obligatorische Abschlussprüfung bestehen. Diese Chance wurde ihm gegeben. Zwar wurde die Entscheidung über seine Zukunft bereits getroffen, sie hing von der Prüfung nicht ab. Davon hatte er selbstverständlich keine Ahnung.
  
   Bei der Prüfung bekam jeder Absolvent des Trainingszentrums eigene Lehr- oder Einsatzaufgabe. Ihm fiel die erste zu: ohne Ausweis die Odessa Militärregion und den grenznahen Raum durchzuqueren, sich mit einer Person auf dem Territorium des Anliegerstaates zu treffen und zurück zu kommen. Wäre es eine Einsatzaufgabe gewesen, würden die Prüfer aus Militäraufklärungsdienst dem KGB keine Information über die Pläne eines Feindes zu Staatsgrenzeübergang übermitteln. Auch das MVD würde nie über den Ausbruch aus der Gefangenenanstalt eines gefährlichen Rückfalltäters in Vorort von Krasnovodsk informiert, bei dem er einen Wachmann ermordete und das Gewehr ergriff. Bei der Abführung des Rückfalltäters wurde das Schiessen erlaubt. Seine Personalbeschreibung wurde auch mitgeteilt. Zur Suchoperation wurden die Armeetruppen, sowie die dem MVD zugeordneten inneren Truppen hinzugezogen. Mit anderen Worten, es wurde die wirklichkeitsnahe Situation gebildet. Der Absolvent sollte nur seine fachliche Eignung nachweisen und die Aufgabe in zwölf Tagen schaffen.
  
   Er hat alles richtig gemacht. Er schlief tagsüber aus und ging nachtsüber weiter. Er umging die Ortschaften, die Stützpunkte der Verkehrsmiliz und die Leute. Er aß essbare Wurzeln, rohe Fische und einmal hat er sogar Glück mit der Schlange gehabt. Er erreichte die Grenze, beobachtete vierundzwanzig Stunden die Grenzer und ihr Postensystem. Er ging den Pruth über und hat sich mit der Kontaktperson getroffen. Nach Ergebnis seiner Prüfung wurden die drei Jungs von Grenzposten, die an dem Tag im Dienst waren, zu 3-järigen Gefängnisstrafe verurteilt; dies wird er erst nach vielen, vielen Jahren erfahren.
  
   Damals aber erwertete ihn noch das Schwierigste. Es war die Rückkehr. Für den Grenzenübergang hat er einen anderen Ort ausgesucht, es hat ihm noch zwei Tage gekostet. Die alten Wege zu nutzen, gefiel ihm nicht. Er erreichte Dnjestr Liman und ... fiel die Prüfung durch. Alles war für die Katz. Er versteckte sich den ganzen Tag im Wasser hinter dem alten Stobben, beobachtete und wartete auf die Dämmerung. Sobald die ersten Lichtschimmer auf dem anderen Flussufer leuchteten, hat er das Überqueren angefangen. Als die Strecke bis zum Ufer weniger als ein Kilometer war, zeigte sich das Motorboot. Der fatale Zufall! Trotzdem hatte er Glück. Erstens, wurde er nicht erkannt. Die amtliche Konkurrenz zwischen MVD und KGB hat mit den Grenzern Scherz getrieben. Über die Personalbeschreibung des "Ruckfalltäters" verfügte nur die Miliz (MVD). Andernfalls würde er von den Grenzsoldaten viel ernster genommen. Zweitens, wurde das Motorboot offensichtlicht nicht ganz vorschriftsmäßig genutzt, es macht locker, auch die Militärpersonen. Drittens, seine Rolle spielte er überzeugend genug -- einen läppischen und etwas tölpelhaften Badegast in Urlaub.
  
   Interessant, seit wann denke ich über sich selbst in der dritten Person? Vielleicht bin ich schon gestorben? Kaum, die Verstorbenen haben nicht solche Kopfschmerzen, sowie die Schmerzen in Schulter, Armen und Beinen. All meine Körperzellen taten mir Weh. Wahrscheinlich war ich doch noch am Leben. Langsam erwachte ich aus meiner Bewusstlosigkeit. Ich habe die Augen aufgemacht. Besser wäre es nicht zu machen! Überall war das Wasser, auch in mir drin. Ich hatte irrsinnigen Schreck gekriegt. Ich wollte schreien. Und plötzlich rief sich alles ins Gedächtnis. Die junge Frau. Der Hund. Die Grenzsoldaten. Der Betonpfahl. Beim Stoss wollte ich mich an ihn halten, griff aber daneben und verlor das Bewusstsein. Die Strömung könnte ihre schmutzige Arbeit machen und mich den Grenzern ausliefern, aber ich habe mich am alten Fangnetz festgehalten, das sich um den Pfahl hängen blieb. Ich war unter Wasser. Interessant, wie lange? Es stimmt nicht, dass der Mensch nur wenige Minuten ohne Luft aushalten kann. Einige liegen unter Wasser tagelang.... Nach einigen Tagen werden die aufgedunsenen und gekrümmten Körper von der Strömung zur Sandbank gebracht. Die Luft brauchen nur die Lebendigen, ich war aber tot.
  
   Das Wasser zerriss die Lungen. Das Gehirn forderte nur eins, die Luft. Nur einen Luftschluck, dem Gehirn war es egal, ob ich noch lebte oder nicht! Das ganze Reich für einen Luftschluck! Ich musste dringend auftauchen. Wahrscheinlich, sind Ihnen Hunderte von Möglichkeiten bekannt, wie man es schafft, ohne sich bemerkbar zu machen. So könnte man ein Schilfrohr nehmen, um dadurch zu atmen. Oder könnte man aufschreien: "Hei, da oben! Das bin ich! Ich tauche auf!" und erscheinen an der Oberfläche bei den entzückten Blicken der Zuschauer, mit einem glücklich-dummen Lächeln, in Khakiuniform, mit Kalaschnikow. Und gleich danach eine blinde Kappe auf den Kopf zu setzen. Es wäre auch nicht schlecht, einen unter Wasser fliegenden Teppich zu nutzen, oder, wenn schon alle Stricke reißen, die Siebenmeilenstiefel mit Luftkissen. Leider ging es bei mir damals mit blinden Kappen, Stiefeln und Teppichen nicht so gut.
  
   Vorsichtig befreite ich mich vom Fangnetz, fasste den Pfahl mit den Beinen um und krabbelte langsam nach oben. Ich brauchte keine entzückten Zuschauer. Ich bestand nicht darauf, dass sie meine Stirn oder meinen Nacken übers Zielfernrohr untersuchten. Die Bescheidenheit macht schön, viel schöner, als ein Loch im Kopf.
  
   Es war mir genug, nur die Lippen aus dem Wasser herauszunehmen. Da lag der Hase im Pfeffer. Wonach hält Ausschau der Beobachter? Nach Umrissen eines Menschen: dem Kopf, dem Nacken. Bekanntlich ist es eine schwierige Aufgabe, die schwarze Katze im dunklen Zimmer zu finden, insbesondere, wenn sie nicht da ist. Ich glich der Katze. Ich fiel ins Wasser neben Motorboot, tauchte aber in Dutzend Meter davon auf. Meine Aufgabe war nicht kompliziert -- kurz vor Wasseroberfläche gründlich auszuatmen, um das ganze Wasser aus den Lungen auszudrücken, sich im Rücken zu biegen, bis drei zu zählen, das Wasserrhythmus zu fangen und sich der Oberfläche zu nähern. Danach erschien zwischen den Wellen ein Trichter (der Mund), schluckte die Luft und verschwand wieder. Hat hier jemand einen Schwimmer gesehen? Welchen Schwimmer? Das niedergehende Dämmerlicht und dunkelndes Wasser versprachen mir diese Chance.
  
   Es dauerte eine Ewigkeit lang. Der Stock war gestorben. Der Wolf war gestorben. Alle waren tot. Wie aber die Armbanduhr des Oberfähnrichs zeigte, hat das Ganze weniger, als zehn Minuten gedauert. In meine Richtung haben sie gar nicht geguckt. Zwei Grenzsoldaten kämmten den Boden zwischen Motorboot und Steg mit den Bootshecken durch. Ab und zu warf der Oberfähnrich einen unruhigen Blick auf die Uhr.
  
   - Vielleicht, ist er ertrunken? -- in seiner Stimme war die Hoffnung zu hören.
   Anscheinend wollte er sich mit dem Verhafteten nicht lange beschäftigen. Er hat auch keine Lust, seinen Vorgesetzten die Erklärung zu geben, wann und wo der "Schwimmer" gefangen wurde. Im Dnjestr ertrinkt man doch tagtäglich. Obwohl gar nicht alle Ertrunkenen so schöne Handschellen besitzen. Wahrscheinlich war es der Grund, warum sie mich noch gesucht haben. Bei uns ist der Mensch doch wertlos, im Sinne, hat er keinen Wert, sowohl der Mensch selbst, als auch sein Leben. Die Handschellen hatten aber ganz konkreten Wert.
  
   Es war einfach entrüstet! Ich wollte schreien:
  
   - Suchen Sie besser! Vielleicht ist er noch am Leben! Vielleicht konnte man ihn noch retten!
   Aus verständlichen Gründen habe ich es mir erspart. Wenn ertrunken, dann ertrunken. Kann doch mit jedem passieren. In meinen Gedanken habe ich die Grabrede gehalten und betonte, dass der Ertrunkene ein wunderbarer Mensch war. Er liebte die Kinder, schützte die Natur und hat immer den Alten beim Straßenübergang geholfen...
  
   Der Oberfähnrich konnte nicht mehr warten. Zum letzten Mal guckte er auf die Uhr und hat den Befehl gegeben, vom Steg abzulegen. Die Motoren des Bootes heulten auf, das Motorboot rückte zum anderen Dnjestr-Ufer vor. Und ich schwamm zum Steg.
  
   Der Weg zum Steg, es lautet irrsinnig schön! Obwohl ich an ein ganz anderes Ufer und einen ganz anderen Steg brauchte, habe ich mich losgelassen und mich den Wellen hingegeben. Bis zum nächsten Busch schwamm ich noch einige Meter das Ufer entlang. Ich konnte nicht weiter gehen, sogar das Kriechen fiel mir schwer. Aus letzter Kraft kroch ich aus dem Wasser heraus. Ich war brav! Es ist mir gelungen, den Grenzern aus den Fingern zu kommen. Ich war der Held! Ich weinte.
  
   Es war ein regelrechter Reinfall! Dieses absurde Treffen mit den Grenzern hat mich gezwungen, meine Pläne auf den ganzen Tag zu verteilen. Bis zum Treffpunkt in Vorort von Nikolaev waren noch über Hundert Kilometer - die Strecke für zwei Nächte. Zuerst aber musste ich mich von den Handschellen befreien, die neue Kleidung finden und ein bisschen Kraft noch dazu. Mit der Zeit war ich knapp! Zu meiner Verfügung standen weniger als vierundzwanzig Stunden. Die Tageszeit war nicht mitzurechnen, dementsprechend blieb mir nur die Nacht übrig. Eine einzige Nacht!
  
   Ich lag zwischen den Buschen und weinte. Keiner konnte mich sehen. Ich war noch stark, ich hatte noch die Kraft, um zu weinen, aber keine Kraft, um zu gehen oder zu schwimmen. Ich war wie ein Igel in einem Scherz - sehr, sehr stark, aber viel zu leicht. Jeder konnte mich beleidigen.
  
   Ich musste wieder alles vom Anfang an machen: zuerst die Handschellen, dann die Kleidung. Wenn ich mich in diesem Zustand vor unsere Jungs stelle, werde ich mich nie von ihren Witzen retten. Nachdem die Kleidung beschaffen wird, komme ich möglichst höher stromaufwärts. Von da aus könnte mich die Strömung zum anderen Ufer hinaustragen. Es war aber dieses Mal eine komplizierte Aufgabe, dazu solle ich zuerst aufstehen.
  
   Langsam habe ich angefangen zu zählen. Beim drei atmete ich heftig aus und zählte weiter bis Hundert. Ich habe es fantastisch gemacht, ganz ausdrucksvoll, mit Diktion. Es war aber stilles Zählen.
  
   In der Nähe hörte ich irgendein Rascheln. Jemand kam an die Büsche heran. Ich ballte mich schnell und wälzte mich unter die Zweige. Ich erwartete einen Außerirdischen, einen Dinosaurier oder die Grenzdienstleute zu begegnen, erschaute aber den Fußpfad und ein Hutzelmännlein darauf. Ein Alterchen ging da in kleinem Regenmäntelchen und schwang mit Fischangeln.
  
   Ich warf den Blick auf den Fußpfad ein Stück weiter. Das Ufer. Der Steg. Das MOTORBOOT! Das Alterchen bereitete sich zum Nachtangeln. Ich liebe solche Alten! Es gab keine Zeit, um zu denken, die Reflexe haben das Denken überholt. Der Alte ging in ein paar Schritten vorbei. Beim dritten Schritt lag er schon auf dem Bauch. Ich wollte nicht übertreiben. Der Alte war aber ganz ruhig, auch als ich ihn auskleidete und band ihm die Hände auf den Rücken. Die Leine habe ich auf dem Boot gefunden. Der Alte war völlig gelassen. Ein Simpel war er nicht. Auch sein, am Steg der Grenztruppen geparktes Boot, war nicht umsonst. Seine Gelassenheit war zum Schein. Entweder hat er jeden Abend Diversanten getroffen, die die Bindung mit ihm übten, oder hat er es selbst in seinen Jugendzeiten geübt. Heute war ich aber nicht besonders neugierig.
  
   Hatte der Alte vor, im grenznahen Raum zu fischen, könnte sein Motorboot ohne Grenzkontrolle durchgelassen werden. Die Alten mögen es nicht, beim Fischen gestört zu sein. Und die Grenzer bemühen sich, SOLCHE Alten ohne Grund nicht zu stören. Ich brauchte den grenznahen Raum nicht, sondern die gegensätzliche Richtung, obwohl gesucht werde ich sicherlich da, an der Grenze. Der Plan wurde entworfen in einen Augenblick. Das Motorboot! Ich hatte genug, wie eine kleine Maus zu kriechen. Wenn schon fahren, dann mit Musik und Fahrwind. Natürlich, war es frech. Nun wie bekannt, ersetzt die Frechheit manchmal das Glück. Auch bei Aufklärern, die von Glück immer so wenig haben.
  
   Ja, ich zog den Alten aus. Sein Regenmantel war lächerlich klein. Wenn man aber die Ärmel abreißt, sah er wie eine ärmellose Jacke aus. Die Stiefel. Dem Alten waren sie sicherlich notwendiger. Es war aber nicht sein Tag. Er begegnete einen Banditen auf seinem Weg, einen
   Rückfalltäter, der aus dem Gefängnis ausgebrochen war (nach seinem Aussehen hat er das Gefängnis in Schwimmhose verlassen). Begegnete er mich, konnte unser Treffen ganz anders ablaufen. Ich würde ihn mit heißem Tee und Knaster bewirten. Nun hatte der Alte leider kein Glück. Seine Stiefel passten mir nicht, trotzdem habe ich sie ins Boot geworfen. Ich musste meine Rolle spielen. Der Stanislawskij wäre stolz auf mich. Die Hose. Vielleicht konnte man noch die Kurzhose daraus machen? Super! Ich brauchte nur noch den Mundknebel. In der Regenmanteltasche lag ein altes, gebrauchtes Taschentuch. Offensichtlich war es ein Lieblingstaschentuch - häufig gebraucht, es roch nach Fisch. Der Alte tat mir Leid, ohne Mundknebel ging's aber nicht. Auch damit der Alte keine Erkältung bekommt und nicht vorzeitig alarmiert. Auf dem Steg habe ich ein Drahtstück gefunden, mit seiner Hilfe habe ich mich von den Handschellen befreit. Ich liebte schöne und glänzende Sachen. Wie mich aber die Mama in meiner Kindheit belehrte, die Sachen von den Fremden sind nicht zum mitnehmen. Denke, es gehörte vor allem zu Handschellen, aber nicht zu den Sachen von den Alten. Er war gar nicht fremd. An dem Moment war er sehr nah für mich, selbstverständlich raummäßig. Die Handschellen blitzten trüb und verschwanden im Fluss.
  
   Inzwischen versuchte der Alte seinen Beleidiger heimlich zu beobachten. Das war aber ohne nutzen! Viel Wissen macht Kopfweh. Es war nicht zufällig, dass ich ihn in einer Position - das Gesicht nach unten - ausgezogen und gebunden habe. Für mich war es nur die Prüfung. Es war verboten, von den Nachbarn abzuschreiben, zu spicken oder zu erschlagen. Der Alte brauchte aber darüber nicht zu wissen. Je weniger Du siehst, desto länger Du lebst, der Alte. Ich klopfte ihn leicht mit der Handkante im Nacken. Erhol Dich! Übrigens, wie sieht es bei Dir mit Schnupfen aus? Alles war in Ordnung. Der Alte atmete wie ein Baby. Was für eine Ausdauer! Der zähe Alte gefiel mir mehr und mehr.
  
   Ich brachte ihn zu einem Schuppen am Steg und legte ihn auf die Bank nieder. Die Nächte waren warm und in ein paar Stunden sollte der Alte gefunden werden. Danach wird die Grenze gesperrt. Das Motorboot wird aus der Luft und vom Wasser gesucht. Die Sperrung der Grenze erfolgt sofort, mit den Suchen geht es aber erst morgen früh los. In der Nachtzeit kann das Boot vom Hubschrauber oder Grenzschiffen schwer entdeckt werden.
  
   Der Radar war zweckmäßig im offenen Meer. Dahin dachte ich aber nicht zu fahren. Mein Weg führte in andere Richtung. Und ich hatte noch Haufen Zeit...
  
   Der Motor ist angelaufen auf vollen Touren. Ich schaute zum letzten Mal auf das ungastfreundliche Ufer und lenkte das Boot zur Flussmündung hin...
  
   Glücklich sind die Verliebten und die Alten, sie merken keine Zeit. In der Tasche von den Alten lagen das Angelzeug, ein paar Brötchen und die Thermosflasche mit dem Tee. Der Alte hatte keine Armbanduhr an, in der Tasche war sie auch nicht. Meine Uhr war mit meinen Sachen versunken. Ich war nicht verliebt und nach meiner Einschätzung noch nicht ganz alt. Ich war aber nicht glücklich. Ich brauchte dringend die Uhr. Es war gut, dass wenigstens die Strene zu sehen waren. Ich müsste meinen Kurs absetzen, dafür hatte ich aber keine Uhr. Nur Brötchen und heißer Tee standen mir frei zur Verfügung. Ich hasse am Arbeitsplatz zu essen. Ganz anders wäre es zuhause -- mein Liebling im charmanten Neglige, der Kaffe im Bett. Ich kann mich doch erinnern, sie brachte mir immer das Frühstück und Kaffe ins Bett. Nein? Nicht in diesem Leben? Nicht mir? Kann ich nicht mal träumen? Ich hasste die Brötchen. Ein gebratenes Hennchen oder Schaschlik aus Lahm wäre natürlich was anderes! Es ist nicht aufzuzählen, was ich noch so gerne möge. Neulich, beim letzten Abendessen... Das bemerkte ich nur so, nebenbei. Zum letzten Mal habe ich vor drei Tage gegessen. Am liebsten hätten Sie nie mein Abendessenmenu gesehen. Die Brötchen mochte ich trotzdem nicht, nun habe ich sie bis auf die letzten Krümel gegessen. Plötzlich war der Wolfshunger da. In dem Moment konnte ich ein Mammut, einen Elefanten und noch ein Mammut verspeisen. Zur Sicht fielen mir noch die Altes` Lederstiefel ein. Ich war aber schon satt, es schien mir zumindest so zu sein.
  
   Nach meinen Einschatzungen war das Boot bereits über drei Stunden unterwegs. Ich bemühte mich nicht weit vom Ufer zu fahren, um den Kurs nicht zu verlieren. Odessa und Juzhnoje waren vorbei. Otschakov habe ich fast verpasst. Nur das Hellsehen führte mich zum Dnjepr Liman. Das Boot fuhr viel langsamer, die Strömung ließ sich merken. Es war aber nicht mehr so wichtig. In einer Stunde war ich schon im Bug Liman, in ein paar Stunden, als vom Steuerbord die Lichte eines Dorfes zu erkennen waren, legte ich zum Ufer an.
  
   Mit dem kleinen Taschenmesser -- noch ein "Geschenk" des Alten -- kratzte ich die Überschrift "Belgorod-dnjestrovskij" auf dem Boot. So hieß die Stadt, wo das Boot gestohlen wurde. Es wird gefunden und dem Alten zurückgegeben. Der Alte findet im Boot seine Lederstiefel, die ich nicht gegessen habe. Natürlich werden ihm zuerst die nicht zensurfähigen Worte hinsichtlich meiner Wenigkeit einfallen, wenn er nächstes mal zum Nachtangeln fährt. Bei der Miliz wird man sich darüber die Köpfe zerbrechen, warum ich diese Überschrift gemacht habe. Und der Alte, nach all seiner Wut und Schimpfworten wird er sich beruhigen und in seinen verrauchten Schnurrbart pfiffig und verständnisvoll lächeln. Er wird mich verstehen. Wir sind doch aus einer Clique, der Alte, Du und ich...
  
   Zu unserem Treffpunkt näherte ich mich in Morgendämmerung. Die Jungs haben fast hysterisch reagiert, als sie mich gesehen haben. Wahrscheinlich haben sie noch nie einem lebendigen Robinson Crusoe begegnet. Die Erde war noch leicht in Nebel eingehüllt. In der Morgensonnenstrahlung blitzte der Tau auf dem Grass. In diesem leichten Nebel, auf dem Tau kam ich den Jungs entgegen. Barfuss. In Alters` Kleidung. Sicherlich war bei den Jungs alles in Ordnung, aber diese hysterische Reaktion... Kann sein, dass sie den Heiligenschein über meinem Kopf gesehen haben?

 Ваша оценка:

По всем вопросам, связанным с использованием представленных на ArtOfWar материалов, обращайтесь напрямую к авторам произведений или к редактору сайта по email artofwar.ru@mail.ru
(с) ArtOfWar, 1998-2023